Weltgesundheitsorganisation warnt: Steigende Zahl übergewichtiger Kinder weltweit
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) legte im Januar 2015 den Abschlussbericht der „Commission on Ending Childhood Obesity (ECHO)“ vor. Weltweit sind gemäß dem Bericht mindestens 41 Millionen der Kinder bis fünf Jahre übergewichtig oder adipös.

Bei Kindern dieser Altersgruppe stieg der Anteil Übergewichtiger von 1990 bis 2014 von 4,8 auf 6,1 Prozent. Dies bedeutet einen Anstieg von 31 auf 41 Millionen übergewichtiger Jungen und Mädchen weltweit, erläutert der WHO-Bericht.
Da mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung in Asien lebt, sind 48 Prozent der übergewichtigen und adipösen Kinder unter fünf Jahren in diesem Kontinent zu finden. Rund 25 Prozent sind in Afrika beheimatet. Dort habe sich die Zahl übergewichtiger Kinder seit 1990 fast verdoppelt, so der Bericht. Am höchsten sei die Zahl übergewichtiger Kinder in Ländern mit unterem oder mittlerem Einkommensniveau. In Deutschland sind gemäß der KIGGS-Studie des Robert-Koch-Instituts (2003-2009) rund neun Prozent der Drei- bis Sechs-Jährigen übergewichtig. Mit zunehmendem Alter der Kinder und Jugendlichen steigt auch die Zahl der Übergewichtigen. Ärzte und Wissenschaftler gehen davon aus, dass rund 80 Prozent der übergewichtigen Kinder und Jugendliche auch im Erwachsenenalter zu viele Kilos auf die Waage bringen.
In den entwickelten Industrieländern sind laut WHO-Bericht vor allem die Kinder aus unteren Einkommensschichten betroffen. In weniger entwickelten und ärmeren Ländern sind es eher die Familien mit höheren Einkommen – jedoch wandle sich dort das Bild stark hin zu dem Muster der wohlhabenderen Länder. Der Anstieg der Adipositas gehe auf eine zunehmend „dickmachende Lebensumwelt“ (obesogenic environment) zurück, die sowohl in ärmeren als auch in reicheren Regionen vorherrscht. Die Verfügbarkeit von Lebensmitteln, v.a. von stark verarbeiteten, der Bewegungsmangel und das veränderte Freizeitverhalten haben sich global stark verändert und begünstigen Übergewicht.
Über die Zahlen hinaus veröffentlichte die WHO Empfehlungen, wie Adipositas im Kindesalter vermieden und bekämpft werden kann. Dazu gehören Maßnahmen zur generellen Förderung einer gesunden Ernährung und von Bewegungsangeboten, zur besseren Betreuung von schwangeren Frauen, zur Verbesserung der gesunden Ernährung und Bewegung im frühen Kindes- und im schulpflichtigen Alter sowie zu einem optimierten Gewichtsmanagement für betroffene Patienten. Diese Empfehlungen richten sich v. a. an die Regierungen der Länder. Angesprochen werden aber auch Regulierungen in der Lebensmittelindustrie und -werbung sowie beim Schulessen. Zuckerhaltige Getränke sollten wirksamer besteuert, Bewegungsangebot etwa in Schulen ausgebaut werden. Ein gesamtgesellschaftlicher Ansatz sei notwendig, um dem Problem Herr zu werden, so die WHO-Experten.
Auch in Deutschland werden diese Forderungen erhoben. In Leipzig finden Familien mit adipösen Kindern Hilfe in der AdipositasAmbulanz für Kinder und Jugendliche. Dort gibt es auch spezielle, längerfristige Behandlungsprogramme wie Obeldicks und das Leipziger Adipositasmanagement.
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Weitere Infos:
Die Zahl der Weltbevölkerung lag Mitte 2015 bei rund 7,34 Milliarden Menschen. Gemäß dem Berlin Institut für Bevölkerung und Entwicklung lag der Anteil an Kindern bis 14 Jahre bei rund 27 Prozent (2011). Es ist also von etwa 1,98 Milliarden Kindern weltweit auszugehen. Der Anteil von Kindern an der Gesamtbevölkerung ist je nach Region unterschiedlich, in Afrika lag er 2011 bei rund 41 Prozent.
Die WHO bietet auch deutsche Informationen zu dem Abschlussbericht.
Doris Gabel