Konservative Behandlung
Die konservative (nicht-operative) Behandlung der Adipositas umfasst die Ernährungsberatung und -umstellung, die Bewegungstherapie sowie bei Bedarf eine psychologische Beratung. Ein Therapieprogramm dauert sechs Monate oder länger. Begleiterkrankungen der Adipositas werden in Leipzig mitbehandelt.

Was tun bei Adipositas?
Die konservative (nicht-operative) Behandlung der Adipositas kann in zwei große Handlungsbereiche geteilt werden: die Adipositas und ihre Begleiterkrankungen. Die Folge- oder Begeleiterkrankungen zu behandeln ist meist mit konservativen Mitteln (Gewichtsabnahme, Medikamente, Bewegungsprogramme) möglich. Der Behandlung der Adipositas geht dagegen häufig eine lange Suche nach den Ursachen voraus. Denn krankhaftes Übergewicht ist eine chronische Erkrankung, die viele Ursachen haben kann. Sie lässt sich nicht mit einer einmaligen Maßnahme heilen, sondern bedarf in den meisten Fällen der lebenslangen Aufmerksamkeit und Veränderung des Lebensstils (Siehe auch Fragen & Antworten unten).
Mehr Informationen wie krankhaftes Übergewicht in der AdipositasAmbulanz für Erwachsene sowie für Kinder und Jugendliche am Universitätsklinikum Leipzig behandelt wird und welche Therapieprogramme angeboten werden, erfahren Sie unter den entsprechenden Menüpunkten.
Individuell abgestimmte Behandlung - Vorteile durch Forschung
So unterschiedlich und individuell die Ursachen der Adipositas sind, so notwendig ist es für jeden Patienten individuell behandelt zu werden. Das Behandlungsangebot am IFB reicht von der persönlichen Ernährungsberatung über medikamentöse Therapien, psychologische Betreuung und individuelle Bewegungsprogramme bis hin zu chirurgischen Maßnahmen. Die IFB AdipositasAmbulanz bietet verschiedene Behandlungsprogramme. In der Behandlung der Adipositas ist die Motivation und Mitarbeit des Patienten sehr wichtig.
Einzigartig für das IFB ist die Nähe zur Forschung. Durch die enge Zusammenarbeit zwischen Ärzten und Wissenschaftlern wird eine Behandlung gewährleistet, die sich stets an aktuellen Forschungsergebnissen orientiert. Viele Erkrankte unterstützen die Forschung, indem sie an Studien teilnehmen. Klinische Forschung hat an der Universitätsmedizin in Leipzig eine lange Tradition. So können die Patienten mit modernen Maßnahmen schneller und besser behandelt werden. Viele Patienten schätzen die lückenlose Betreuung im Rahmen solcher Studien. Das IFB AdipositasErkrankungen knüpft an diese Tradition an, damit Patienten mit Übergewicht und Begleiterkrankungen unmittelbar von neuen Forschungserkenntnissen profitieren können. Sicher haben Sie viele Fragen zum Thema Adipositasbehandlung. Hier die häufigsten Fragen und Antworten:
Die häufigsten Fragen und Antworten zur konservativen Adipositasbehandlung
Wann muss ich mein Übergewicht behandeln lassen?
Der sogenannte Body-Mass-Index (BMI) ist ein erster Anhaltspunkt. Liegt er über einem Wert von 25 kg/qm gilt man laut Weltgesundheitsorganisation als übergewichtig, ab einem Wert von 30 kg/qm als adipös, also krankhaft übergewichtig (Messung des BMI: Körpergewicht in kg teilen durch Körpergröße in m im Quadrat). Alleine für sich sagt der BMI jedoch nicht aus, welchen Risikowert das Übergewicht hat. Hier hilft die sogenannte Waist-to-Hip-Ratio (WHR). Sie misst das Verhältnis des Bauch- zum Hüftumfang. Liegt es bei Frauen über 0,85 und bei Männern über 1, so kann von einem erhöhten Risiko für Begleiterkrankungen ausgegangen werden. Sie sollten sich unbedingt untersuchen lassen, wenn Sie:
- einen BMI über 35 kg/qm und
- eine WHR über 0,85/1 haben.
Generell gilt, dass die Fettpolster an den Oberschenkeln und am Gesäß weniger gefährlich sind als bauchbetontes Übergewicht, da diese Polster den Stoffwechsel eher nicht beeinträchtigt. Wenn neben dem Übergewicht bereits Erkrankungen wie Bluthochdruck, Diabetes oder Arterienverkalkung leiden, sollten Sie sich an Ihren Internisten wenden. Mit einer Überweisung vom Internisten bzw. vom Pädiater können sich adipöse Erwachsene bzw. Kinder und Jugendliche in unseren AdipositasAmbulanzen vorstellen.
Meine Gesundheit lässt keinen Sport zu. Was kann ich machen?
Für den Körper zählt jede Form der Bewegung ebenso wie die Häufigkeit. Sie müssen nicht zwangsläufig Sport treiben, aber um Bewegung kommen Sie nicht herum. Versuchen Sie Fußwege in Ihren Alltag einzubauen. Falls Sie nicht so gut laufen können, versuchen Sie es mit Radfahren oder Schwimmen. Wenn Sie ungern ins Schwimmbad gehen, schließen Sie sich einer Selbsthilfegruppe an und gehen Sie gemeinsam mit Anderen. In jedem Fall brauchen Ihre Muskeln regelmäßige Aktivierung.
Was mache ich gegen den Hunger?
Zunächst ist Hunger eine natürliche Reaktion des Körpers. Er kann jedoch durch eine Reihe von Stoffwechselvorgängen hervorgerufen werden, die nicht mit einer tatsächlichen Unterversorgung des Körpers einher gehen. Da die Gründe vielfältig sind, lohnt es sich, ein Hungertagebuch zu führen. Versuchen Sie mit einer Skala von 1 bis 5 über einige Wochen zu ergründen, in welchen Situationen ihr Hunger wie stark ist. Können Sie Hunger von Appetit unterscheiden? Fragen Sie Ihren Hausarzt oder Internisten, ob er Ihnen anschließend bei der Interpretation helfen kann. Wenn Sie dem Grund für ihren Hunger auf die Spur kommen, erhöht sich die Wahrscheinlichkeit etwas dagegen zu tun.
Ich soll zu einer psychosomatischen Beratung gehen. Ich hab mir das doch nicht nur eingebildet?
Psychosomatik bedeutet nicht, dass Sie sich eine Krankheit einbilden. Ihr Körper reagiert mit ganz realen Symptomen auf eine Situation in ihrem Umfeld. Sie können zum Beispiel Herzrhythmusstörungen haben, ohne dass Ihr Herz wirklich krank ist. Die Ursachen sind zum Beispiel zuviel Stress bei der Arbeit, unfreundliche Kollegen oder ähnliches. Die Herzrhythmusstörungen sind real vorhanden, nur die Ursache ist eben nicht körperlich sondern psychisch. Genauso kann ihr Körper auch mit einer Gewichtszunahme auf Stress reagieren. Stress kann aus Trauer oder Überforderung entstehen, aber auch durch Streit mit Mitmenschen, Krankheiten, Lärm oder falsche Ernährung. Um dies zu ergründen, kann eine psychosomatische Beratung hilfreich sein.
Ich hätte gerne gleich eine Adipositas-Operation. Ist das ohne ein langes Abnehmprogramm möglich?
Eine chirurgischer Adipositaseingriff (bariatrische Chirurgie) führt zwar schnell zu einem großen Gewichtsverlust, ist aber mit einer großen Umstellung des Lebensstils verbunden. Bevor ein solcher Eingriff in Frage kommt, müssen konservative Therapieprogramme durchlaufen werden, denn diese Operationen sind wie alle Eingriffe mit Risiken verbunden. Nach einer solchen Operation müssen lebenslang Ernährungsregeln eingehalten, regelmäßig Untersuchungen wahrgenommen und evtl. Vitamine oder sonstige Nährstoffe ergänzt werden. Dies erfordert sehr viel Disziplin. In der AdipositasAmbulanz für Erwachsene durchlaufen Patienten eine umfassende Vorbereitung auf einen bariatrischen Eingriff und werden danach engmaschig in einem Nachsorgeprogramm betreut.
Gibt es ein Medikament gegen Adipositas?
Da es sich bei der Adipositas um eine Krankheit mit zahlreichen Ursachen handelt, ist es abhängig von den Ursachen, ob Medikamente die Abnahme unterstützen können oder wirkungslos bleiben. Diese Frage kann nur eine umfassende individuelle Diagnostik beantworten. Ihr Hausarzt wäre der erste Ansprechpartner. DAS Medikament gegen Adipositas gibt es allerdings nicht.
Welches ist die beste Diät?
Die beste Diät ist die, mit der Sie leben können. Eine Diät sollte zur Gewichtsreduktion rund 15-20 Prozent weniger Kalorien enthalten als Sie benötigen und auch nach der Reduktion für sehr lange Zeit, bestmöglich lebenslang, durchführbar sein. Untersuchungen haben ergeben, dass Low-Fat-Diäten (wenig Fett) genauso wirksam sind, wie Low-Carb-Diäten (wenig Kohlenhydrate), letztere aber schwer für sehr große Zeiträume durchführbar sind. Im Wesentlichen sollte eine Diät eine Nahrungsumstellung sein, bei der die Menge an Essen, mit der Sie sich wohlfühlen, in erster Linie durch einen hohen Anteil an Obst und Gemüse erreicht wird. Das heißt, wenn Sie große Mengen brauchen, um sich satt und zufrieden zu fühlen, müssen Sie versuchen, vor allem die Lebensmittel in großen Mengen zu essen, die kaum Kalorien haben. Das sind vor allem wasserhaltiges Obst und Gemüse. Dass ein Körper nur Gewicht verlieren kann, wenn die Aufnahme an Kalorien geringer ist als der Verbrauch, ist ein Gesetz, das bislang leider niemand ändern konnte.
Ich habe viel Stress in meinem Leben, aber wenn ich Stress habe, kann ich einfach keine Diät machen. Was soll ich tun?
Stress ist für den Körper ein Alarmzustand. Wenn man viele tausend Jahre zurückschaut, war Stress meistens mit einer Lebensbedrohung verbunden, z.B. einer Hungersnot, einer realen Bedrohung durch Tiere oder durch andere Stämme. Stress heißt für den Körper, sich auf das Äußerste einzustellen. Er braucht jetzt jede Energie, die er speichern kann. Leider funktionieren diese Mechanismen nicht intelligent. Der Körper verlangt bei Stress auch dann nach Energie, wenn er schon genug Reserven hat. Und auch wenn der Stress zum Beispiel bei der Arbeit nicht lebensbedrohlich ist, sind die Zeichen für den Körper dieselben, d.h. bei Stress spult der Körper sein Überlebens-Programm ab, ob die Gefahr real ist oder nicht.
Das ist eine mögliche Erklärung für Ihr Problem. Die Lösung könnte sein, die Stressursache abzuschaffen, mit dem Stress leben zu lernen oder Mechanismen zu entwickeln, die den Stress abbauen. Es gibt Kurse für Stressabbau bei den Krankenkassen. Eine Verhaltenstherapie kann helfen zu lernen, mit Stress besser umzugehen. In einigen Fällen kann nur eine radikale Lebensveränderung dem Stress entgegenwirken. Ihr Hausarzt und Ihre Krankenkasse können Sie bei einer Lösungssuche unterstützen.
Ich habe keine Freude mehr am Essen, wenn ich eine Diät mache. Kann man das ändern?
Neben der Deckung des alltäglichen Nahrungsbedarfs hat Essen viele unterschiedliche Aufgaben. Das zeigt sich nicht zuletzt in alten Weisheiten, wie „Liebe geht durch den Magen“ oder „Gutes Essen hält Leib und Seele beisammen“. In der Tat können Nahrungsbestandteile des Essens (z.B. Zucker) im Gehirn schöne Gefühle erzeugen. Für diese Gefühle sind manche sehr empfänglich, andere kaum. Wenn Sie dafür sehr empfänglich sind, dann braucht ihr Körper das Essen nicht nur, um seinen Energiebedarf zu stillen, sondern auch um zufrieden und glücklich zu sein. Ihr Körper könnte das auch mit anderen Mitteln erreichen, aber er hat gelernt, dass es mit Essen am Schnellsten und Effektivsten funktioniert. Wenn Sie Ihrem Körper das gewohnte Essen vorenthalten wird er sich dagegen wehren, zum Beispiel mit schlechter Laune und Stimmungsschwankungen. Es ist der Kampf gegen die alten Gewohnheiten, den sie tapfer kämpfen müssen. Halten Sie durch, wird sich auch die Freude wieder einstellen. Zu Lernen, durch etwas anderes als Essen zufrieden und glücklich zu werden, ist harte Arbeit, aber nicht unmöglich.
Ich verstehe nicht, warum ich immer mehr zunehme, ich esse eigentlich gar nicht soviel?
Ein Ernährungstagebuch ist ein manchmal zeitraubendes und mitunter anstrengendes Unterfangen, aber leider genauso wirkungsvoll. Dokumentieren Sie wenigstens eine Woche lang ehrlich über den ganzen Tag, wann Sie was in welcher Menge gegessen und getrunken haben. Wenn Sie ein Kalorienbuch haben, können Sie am Ende des Tages die Kalorien Ihrer Mahlzeiten ermitteln. Nicht selten trügt das Gefühl und es haben sich am Ende des Tages sehr viel mehr Kalorien angesammelt als gedacht. Häufig wird hierbei auch der Energiegehalt von Getränken unterschätzt. Das hat damit zu tun, dass unsere tägliche Nahrung, wie sie in der westlichen Welt üblich ist, meistens sehr verdichtet ist, d.h. in einer kleinen Menge Essen stecken sehr viele Kalorien. Das ist in etwa so, wie der Vergleich von 100 g Blei mit 100 g Federn. Das Gewicht ist dasselbe, aber die Menge unterscheidet sich massiv. So können Sie für 500 Kalorien entweder ein Vollkornbrötchen mit Butter und Salami essen oder vier Teller Brokkoli.