Folgeerkrankungen
Bei einer Adipositas und einem steigenden Body-Mass-Index wächst das Risiko für Begleit- oder Folgeerkrankungen wie z. B. Typ-2-Diabetes, Fettleber oder Atherosklerose. Tückisch ist, dass diese Leiden schleichend und zunächst ohne Beschwerden beginnen.

Infolge eines steigenden Körpergewichts kommt es zu Komplikationen im Stoffwechsel (Metabolisches Syndrom). Dazu gehören eine nachlassende Insulinwirkung (Insulinresistenz) und somit eine beginnende Zuckerkrankheit (Typ-2-Diabetes mellitus), Bluthochdruck, Fettleber, Arterienverkalkung und Fettstoffwechselstörungen. Diese Störungen führen unbehandelt zu schweren Erkrankungen.
Hinzu kommen Komplikationen wie Atemnot oder Gelenkbeschwerden. Neben den individuellen Ursachen für die Adipositas stehen die Folgeerkrankungen vor allem im Zentrum therapeutischer Bemühungen. Es sind diese Folgeleiden, die ein stetig steigendes Körpergewicht zu einem ernsthaften Gesundheitsrisiko werden lassen und die Notwendigkeit einer Therapie des krankhaften Übergewichts dringlicher werden lassen. Zu den körperlichen Beschwerden kommen oft noch psychische Belastungen der Betroffenen durch die Vorurteile und die Ausgrenzung in der Gesellschaft.
Typ-2-Diabetes (Diabetes mellitus)
Erkrankung
Typ-2-Diabetes beschreibt eine Gruppe von Stoffwechselerkrankungen, bei denen der Körper aus unterschiedlichen Gründen nicht mehr in der Lage ist, den im Blut gelösten Zucker zu verwerten. Die Folge ist eine sehr hohe Zuckerkonzentration im Blut, die auf Dauer zu starker Schädigung der Organe und unbehandelt zum Tod führen kann. In einem gesunden Körper ist das Hormon Insulin, das von der Bauchspeicheldrüse produziert wird, der Gegenspieler des Zuckers. Wie ein Schlüssel öffnet es zum Beispiel Muskelzellen für Zuckermoleküle. In den Muskelzellen werden die Zuckermoleküle verwertet und somit abgebaut.
Bei Typ-2-Diabetes kann das Insulin nicht mehr ausreichend wirken. Man spricht dann zunächst von einer Insulinresistenz. Nimmt man noch einmal das Bild vom Insulin als Schlüssel, so ist dieser zwar vorhanden, aber die Schlösser gehen nach und nach kaputt. Das Insulin kann nicht mehr helfen den Zucker aus dem Blut in die Zellen zu schleusen. Als Reaktion auf den dadurch steigenden Zuckerspiegel, produziert die Bauchspeicheldrüse immer mehr Insulin. Bis zu ihrer eigenen Kapazitätsgrenze. Ab einem bestimmten Punkt kann die Bauchspeicheldrüse nicht mehr ausreichend Insulin produzieren und es entsteht Insulinmangel. Die Zuckerkonzentration im Blut steigt an und führt im schlimmsten Fall unbehandelt zu Organschäden. Spätestens jetzt muss weiteres Insulin von außen zugeführt werden.
Diagnose
Der Blutzucker wird in mmol/l oder mg/dl gemessen. Liegt dieser Wert bei nüchternen Menschen über 7mmol/l (das entspricht 126 mg Zucker pro Deziliter Blut) kann von einem Diabetes mellitus gesprochen werden. Für eine exakte Bestimmung und Abgrenzung zu anderen Erkrankungen gibt es noch einige weitere Faktoren, die im Labor bestimmt werden können. Dazu zählt der sogenannte HbA1c -Wert, das C-Peptid, der Harnzucker und die Konzentration der Fruktosamine.
Behandlung
Bewegung und Gewichtsabnahme können nachweislich die Zuckerverwertung im Körper verbessern. Bei neu diagnostizierten Typ-2-Diabetikern reicht häufig schon eine Gewichtsabnahme, um wieder einen normalen Nüchternblutzucker zu erreichen. Sind die Möglichkeiten der Bewegung und Gewichtsabnahme ausgeschöpft, kann der Blutzucker auch medikamentös behandelt werden. Bei stark übergewichtigen Patienten kann ein chirurgischer Eingriff in Form eines Magenbypasses, einer Magenverkleinerung oder eines Magenbandes notwendig werden, um die Zuckerwerte zu verbessern.
Vorbeugung
Eine gesunde Ernährung aus 50 Prozent Kohlenhydraten, 30 Prozent Fett und 20 Prozent Eiweiß verbunden mit ausreichend Bewegung - also mindestens drei- bis vielmal eine halbe Stunde Ausdauersport in der Woche - ist die ideale Vorbeugung vor einer Erkrankung mit Typ-2-Diabetes.
Atherosklerose
Erkrankung
Unter Atherosklerose (oder Arteriosklerose) versteht man eine Erkrankung der Schlagadern. Im Volksmund heißt diese Krankheit auch Gefäß- oder Arterienverkalkung. Die Arterien bringen das sauerstoffreiche Blut vom Herzen zu den Organen. Man geht heute davon aus, dass die Wände der Arterien chemisch so gereizt werden, dass sie kleine Wucherungen, sogenannte Plaques bilden. Diese Plaques verstopfen nach und nach die Arterien, so dass die Organe nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt werden können. Verantwortlich für die chemische Reizung können zum Beispiel erhöhte LDL-Cholesterinwerte sein. Im schlimmsten Fall ist die Folge ein Herzinfarkt oder ein Schlaganfall. Atherosklerose in sehr kleinen Blutgefäßen ist häufig die Folge einer lange Zeit bestehenden Zuckerkrankheit. Auch Übergewicht und Bluthochdruck begünstigen die Entstehung von Atherosklerose. Die Plaquebildung in den Arterien ist jedoch umkehrbar. In Studien mit Patienten wurde festgestellt, dass Ausdauersport dazu führt, dass sich die Veränderungen in den Arterien wieder zurückbilden können.
Diagnose
Um festzustellen, ob eine Atherosklerose vorliegt und wie weit diese fortgeschritten ist, können unterschiedliche Methoden genutzt werden. Eine Blutuntersuchung gibt Aufschluss über dessen Zusammensetzung und zeigt, ob die Werte an Zucker, LDL-Cholesterin oder anderen Blutfetten erhöht sind. Abhängig von den Begleiterkrankungen und dem Ort der Plaquebildung kann eine Computertomografie, eine Magnetresonanztomografie, eine Angiographie oder ein Ultraschall Auskunft über das Ausmaß der Erkrankung geben.
Behandlung
Neben der Vermeidung oder Einschränkung von Risikofaktoren, wie Rauchen, Übergewicht, hoher Stressbelastung und Bewegungsmangel kann Atherosklerose medikamentös oder chirurgisch behandelt werden. Mit Medikamenten lassen sich Bluthochdruck regulieren und erhöhte Blutfettwerte behandeln. Bei starken Verengungen der Blutgefäße können diese interventionell mit einem Ballon oder einem sogenannten „Stent“ gedehnt werden. Mit einer Bypass-Operation kann versucht werden die geschädigte Stelle zu umgehen.
Vorbeugung
Es gibt Risiken, die nicht beeinflussbar sind. Dazu gehören das Alter, die genetische Veranlagung und das Geschlecht (Männer sind häufiger betroffen als Frauen). Daneben gibt es jedoch zahlreiche Risiken, die beeinflussbar sind und deren Vermeidung bzw. Verminderung nachweislich zu einer Verbesserung des Gesundheitszustandes führen. Am riskantesten ist das Rauchen, dicht gefolgt vom Bluthochdruck und einem erhöhten Wert an LDL- Cholesterin. Ausdauersport, Gewichtsreduktion (bei Übergewicht) und Stressmanagement sind hilfreich bei der Vermeidung bzw. Verminderung dieser Risiken.
Dyslipidämie (erhöhte Blutfettwerte)
Erkrankung
Dyslipidämie liegt vor, wenn einer oder mehrere Blutfettwerte erhöht sind. Im Zusammenhang mit Übergewicht, geht eine Dyslipidämie häufig mit einer durch das Übergewicht entstandenen Zuckerkrankheit (Typ-2-Diabetes mellitus) einher. Das Insulin, das im Körper für die Verwertung des Zuckers zuständig ist, stoppt auch gleichzeitig den Abbau von Körperfett. Im Fall einer Zuckerkrankheit kann das Insulin nicht mehr oder nur noch ungenügend wirken. Neben einer stetig ansteigenden Blutzuckerkonzentration läuft dadurch auch der Abbau von Körperfett ungebremst weiter. Die einzelnen Bestandteile des Körperfetts zum Beispiel Triglyceride oder LDL-Cholesterin reichern sich im Blut an und können dadurch Arterien verstopfen. Die Folge sind Herzinfarkt und Schlaganfall.
Diagnose
Für die Diagnose werden im Rahmen einer Blutbestimmung die Werte für Gesamtcholesterin, LDL-Cholesterin und HDL-Cholesterin, sowie Triglyceride gemessen. Dabei gelten folgende Grenzwerte:
- Gesamtcholesterin unter 5,16 mmol/l Blut b.z.w. 200 mg/dl
- LDL-Cholesterin maximal 4,1 mmol/l (160 mg/dl)
- HDL-Cholesterin mindestens 1,03 mmol/l (40 mg/dl) bei Männern, mindestens 1,16 mmol/l (45 mg/dl) bei Frauen
- Triglyzeride unter 2,26 mmol/l (200 mg/dl)
Behandlung
Bei der Behandlung von Dyslipidämie steht neben diätetischen Maßnahmen eine medikamentöse Senkung des LDL-Cholesterins im Vordergrund. Meistens werden in diesem Zusammenhang sogenannte „Statine“ verabreicht.
Vorbeugung
Während der Wert an LDL-Cholesterin nur mäßig durch eine cholesterinarme Ernährung gesenkt werden kann, lässt sich ein hoher Wert an Triglyceriden sehr gut diätetisch beeinflussen. Grundsätzlich empfiehlt sich zur Vorbeugung eine Kombination aus fett- und cholesterinarmer Ernährung mit Bewegung und Gewichtsabnahme.
Fettleber
Erkrankung
Eine Fettleber entsteht durch eine Störung des Fettsäure- und Triglyceridstoffwechsels der Leberzelle und kann daher unterschiedliche Ursachen haben. Der größte Teil der Fettlebererkrankungen beruht auf einem Missverhältnis zwischen Kalorienzufuhr (über die Nahrung) und Kalorienverbrauch (körperliche Bewegung), das zu einer positiven Energiebilanz (einem Kalorienüberschuss) führt. Stadien der Fettlebererkrankung sind:
- Einfache Fettleber (NAFLD = Non-Alcoholic Fatty Liver Disease). Dieser Zustand kann über Jahre unbemerkt und symptomlos verlaufen.
- Nicht alkoholische Fettleberentzündung ( NASH = Nichtalkoholische Fettleberhepatitis)
- Fettleberzirrhose
Ist eine Entzündung der Leber (Steatohepatitis) nachzuweisen, so kann die Erkrankung bis zur Leberzirrhose (in ca. 10 Prozent der Fälle) fortschreiten.
Fettleber ist eine häufige Erkrankung. Ca. 25 % der erwachsenen westlichen Bevölkerung haben eine Fettleber. Als Ursache der Fettleber wird ungesunde Lebensweise vermutet, die häufig mit Übergewicht, Diabetes und mangelnder körperlicher Aktivität einhergeht. Wahrscheinlich ist die Leberverfettung ein Vorzeichen des metabolischen Syndroms.
Diagnose
Eine Leberverfettung fällt meistens bei einer Sonographie oder einer Magnetresonanztomographie auf. Wenn aus anderen Gründen eine Biopsie der Leber durchgeführt wird, lässt sich die Fettleber auch im Gewebe - also histologisch - belegen.
Behandlung
Eine Fettleber (ohne Zeichen einer Leberentzündung) hat nur geringen Krankheitswert. Da sie jedoch in eine Steatohepatitis übergehen und es sich um ein frühes Zeichen des metabolischen Syndroms handeln kann, gelten folgende Empfehlungen:
- Reduktion der Kalorienzufuhr
- Steigerung des Kalorienverbrauches
- Alkoholverbot
Vorbeugung
Auch zur Vorbeugung einer Fettleber sind ausgewogene Ernährung und ausreichend Bewegung die sinnvollsten und wirkungsvollsten Präventionsmaßnahmen.